Psycho-News-Letter Nr. 28 : Der Körper am Anfang

Daß das Ich vor allem ein körperliches sei, war eine der Einsichten Freuds, die von ihm freilich eher programmatisch entworfen als in der Sache eingelöst worden wäre. Denn wie kann man sich das vorstellen, diese Körperlichkeit eines Ich, das wir doch im wesentlich als etwas Immaterielles erfahren und erleben? Natürlich ist da eine Person, ein Jemand, der den Körper lenkt und steuert und diese Person gibt es nicht, wenn es diesen Körper nicht gibt. Da gibt es den Körper eines Säuglings, der Nähe in einem ganz handfest körperlichen Sinne braucht und sucht; aber wie wird das dann irgendwann zu einer symbolischen Suche nach Nähe spätestens ab der Zeit pubertärer Verliebtheit? Da gibt es den Körper, der mit seinen Ausscheidungen zurecht kommen muß, aber wie lernt einer, den anderen zu „bescheissen“ in einem „übertragenen“ Sinne? Die Projektion des „bösen“ Teils am eigenen Selbst hat nach alter psychoanalytischer Überzeugung dies Vorbild in solchen körperlich-analen Vorgängen, woran Bérengère de Senardens in einem Aufsatz über die „Aktualität der Analität bei Grenzfällen“ in der „Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis“ (1/2004) erinnert. Aber wie eigentlich erwirbt man sich eine solche „Übertragung“ von konkreter Körperlichkeit auf den symbolischen Raum? Winnicott meinte einmal, auch das Lernen, das „Sich-Reinziehen“ von immateriellem Stoff sei der Nahrungsaufnahme nachgebildet. Hier geht also etwas rein und raus aus dem Körper, aber ist das mehr als Phantasie? Ist da ein „Schema“ am Werk? Und was ist, wenn Menschen fremde Körperorgane aufnehmen, wie wird dann der Körper verändert?

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