Psycho-News-Letter Nr. 37 : Medium - Bote oder Botschaft?
Vor vielen Jahren regte Marshall McLuhan die Welt mit seinem aus Toronto gerufenen Satz auf: „The medium is the message“. Es sei eine Täuschung zu glauben, man könne „das Gleiche“ auch auf andere Weise vermittelt bekommen, hieß das. Fernsehen ist mehr als nur ein bestimmter Kanal für eine Botschaft, Fernsehen selbst ist eine Botschaft. Irgendein Witzbold machte aus dem einprägsam formulierten Satz dann „The medium is the massage“ und fasste die gemeinte Seelenmassage noch drastischer. Seitdem ist die Frage, was ein Medium sei, vielfach aufgegriffen und in den verschiedensten Zusammenhängen thematisiert worden. Dabei haben sich Verschiebungen der Wortbedeutung ergeben, die im Rückblick auch etwas Drolliges haben; wer etwa denkt daran, daß es nicht allzu lange her ist, daß man bei „Medium“ an spiritistische Sitzungen dachte? Oder daran, wie man sein Steak gebraten haben wollte? Für eine Generation vorher war es kaum vorstellbar, daß man „Medienwissenschaft“ studieren konnte, denn Medien und Wissenschaft miteinander zu verbinden, hatte etwas Despektierliches – für die Wissenschaft. Heute kommt kein wissenschaftlicher Vortrag, kein schulischer Unterricht mehr ohne „Medien-Einsatz“ aus, ja man kann sich sogar dafür extra einen Medienberater engagieren. Und betrachtet man soziologische Theorien, dann kann buchstäblich alles zum Medium werden: „Macht oder Zeichen“, „Kultur und Sprache“, sogar „die Praxis“. Und natürlich auch so etwas wie „Geld oder Liebe“. Solche Zusammenstellungen wirken dann, als kämen sie direkt aus jenem Medium, dessen sie theoretisch doch Herr zu werden sich anstrengen. Das Fernsehen hat da die Nase immer schon vorn und „reflektiert“ sich badend in sich selbst – wonnevoll.
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