Psycho-News-Letter Nr. 47 : Embodiment und Musik

Daß Musik mit dem Körper zu tun habe, weiß jeder, der beim Swing rhythmisch zu zucken beginnt, den Takt mit dem Finger mitschlägt oder beim Anhören der Matthäuspassion aus scheinbar unbegreiflichen Gründen in Tränen tiefster Ergriffenheit ausbricht. Muß man Übende anhören, kann einen schon mal der Zahnschmerz packen und wenn einem beim Üben selbst etwas partout nicht gelingen will, durchaus auch eine körperliche, kaum zu bändigende Wut. Musik, wissen Musiker, hat mit dem Vorstellungsvermögen zu tun; gute Musiklehrer regen Kinder schon an, sich vorzustellen, beim Üben einer Tonleiter eine Treppe rauf und runter zu steigen und die Kinder merken zu ihrer Überraschung, dass sie dieselbe Tonleiter anders spielen, wenn sie sich dabei vorstellen, sich zu verstecken im Sinne von „,sich in der Höhe verdünnisieren" oder einen Angriff zu beginnen (beim Herunterkommen auf der Tonleiter). Jede Musikrezension führt vor, welches körperlich klingende Repertoire an Sprachbildern und Metaphern ihr Autor zur Verfügung hat und manchmal, wenn auch selten, meint man beim Lesen leise die Musik sogar hören zu können, über die da beredt geschrieben wird.

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