Psycho-News-Letter Nr. 50 : Von der Metaphysik zur Metapsychologie - und zurück. Bericht einer Lesereise über Höhen und Tiefen von Auf- und Abklärung

Für Psychoanalytiker ist leicht ersichtlich, welche beklemmende Nähe es zwischen der rationalistischen Feier der Vernunft und zwangsneurotischer Korrektheit gibt, man sieht ja beinah vor sich den mit einem überkorrekten Gehrock behängten Kleiderständer durch die Straßen weniger wandeln als schreiten und mit einem silbernen Gehstöckchen alle gedanklichen Unsauberkeiten selbst in gereimten Kirchenversen aufspießen. Von der Zwangsneurose aber führt dann ein weiterer psychoanalytischer Weg zur Religion, denn Freud hatte diese ja schon in seiner, der Wiener ,,Mittwochsgesellschaft" als eine „kollektive Zwangsneurose" bezeichnet und sie mit der wissenschaftlichen Aufklärungslupe betrachtet. Viel blieb dabei nicht übrig. Aber vielleicht ist diese Kritik ähnlich wie die im Berliner Gesangbuchstreit an Paul Gerhards Versen? Irgendetwas wird von der aufklärerischen Kritik an der Religion nicht erreicht und das kann in der heutigen Zeit nur Anlaß sein, erneut durch die Lupe zu blicken. Religionen sind wieder da.

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