Psycho-News-Letter Nr. 51 : Subjektivität und Melancholie

Dass Psychoanalyse eine Erkundung des Subjektiven sei, ist wohl unumstritten. Dass sie dies oft höchst subjektiv tue, ist einer der zentralen Vorwürfe gegen sie, während die Verteidiger des Subjektiven gerade dessen besonderen Wert schätzen. Das Subjektive und das Lebendige, das Persönliche und das Nah-Intime werden hier oft beinah gleichgesetzt und von der Welt des Harten und Objektiven, der Tatsachen und des Überprüfbaren als eigenes Reich abgegrenzt. Darin erscheint das Subjekt dann als Antipode des Objekts, wie es ein langer erkenntnistheoretischer Diskurs zur Denkgewohnheit hatte werden lassen. Was aber ist das Objekt der Psychoanalyse, wenn es nicht das Subjekt ist? Greift dann diese Gegenüberstellung noch? Peter Gay, nicht nur Freud-Biograph, sondern auch renommierter Historiker, hatte schon vor längerer Zeit die Geschichte des Gesprächs des Selbst mit seinem Gefühl in einer Reihe von höchst informativen und wunderbar zu lesenden Bänden untersucht. Einer dieser Bände mit dem schönen Titel "Die Macht des Herzens - Das 19. Jahrhundert und die Erforschung des Ich" (1997) nimmt im Untertitel das zentrale psychoanalytische Thema auf, spricht aber nicht vom Subjekt und nicht vom Selbst, sondern vom Ich. So eben, wie dieses merkwürdige „Ding", das wir in unserer Brust vermuten, in einer langen Tradition heißt. Aus solchen Bänden erfahren wir schöne Sachen.

Cite

Citation style:
Could not load citation form.

Access Statistic

Total:
Downloads:
Abtractviews:
Last 12 Month:
Downloads:
Abtractviews:

Rights

Use and reproduction: