Psycho-News-Letter Nr. 71 : Resonanz und Räsonnieren
Es hat einen schlechten Beigeschmack bekommen, das Räsonieren. Es erinnert die meisten ans Grübeln, an zwangsneurotisches Nicht-los-kommen von bestimmten Themen, es nervt und wird von den meisten als aversiv gemieden - wenn ein anderer räsonniert. Wer es aber selbst tut, fühlt sich meist ganz und gar befugt dazu; über nichts räsonniert sich so schön wie über den „Ursprung der Welt". Daran sollen andere dann unbedingt beteiligt werden. Und das umso mehr, je mehr die anderen sich dagegen sträuben, solcherart über den Ur-Sprung, die eigene Zerrissenheit, belehrt zu werden. Je mehr die sich gegen das Räsonnement wehren, umso mehr liefern sie den Räsonnierern dann Anlass, damit fortzufahren: denn am Ursprung war die Welt gut. Leider aber gibt es so viele Unverständige, was die Welt heute so schlecht macht; die Räsonierenden ahnen dumpf, dass diese belehrten Anderen das Räsonnement insgeheim als
„Nörgeln" übersetzen.
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