Psycho-News-Letter Nr. 82 : Sexuelle Gewalt, gesellschaftliche Institutionen, das Ich
Mit Hilfe der hier verhandelten Untersuchungen und Überlegungen verstehen wir plötzlich genauer, wie man sich die Einwirkung von „Gesellschaft" auf individuelle Entwicklungen vorstellen könnte. Wir verstehen auch einen besonderen Aspekt der sexuellen Gewalt genauer, nämlich die Verpflichtung der Kinder zu Heimlichkeit und Lüge, die ein Täter zu seinem Schutz fordert. Gerade aber, weil die Entdeckung der Lüge auch ein normaler Prozess ist, wie Freud seinen Schüler Tausk lehrte und weil dieser Prozess in all seiner Normalität selbst schon ein schockierendes Moment in der Gründung des eigenen Willens enthält, lässt sich auch erahnen, was von Eltern und Erziehern verlangt werden muss, soll eine solche schockierende Entdeckung entwicklungsförderlich bemeistert werden können. Das freilich bezieht sich nicht nur auf individuelle Entwicklung, sondern weit mehr noch auf die Notwendigkeit, Menschen in ihren frühen Konflikten gedeihlich beizustehen, weil sonst die Chance, dass sie das demokratische Potential entwickeln können, das moderne Gesellschaften brauchen, allzu rasch verspielt werden kann.
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