Psycho-News-Letter Nr. 96 : Das Denken der Kultur

Für viele in unserer Profession ist Kultur etwas, was sie sich als "Umwelt" denken, als Antipoden zu einem Kern des Menschlichen, dessen tiefster energiereichster Kern das Unbewusste wiederum ist mit seiner Basierung in der Biologie des Triebhaften. Freud hatte den Trieb als einen "Grenzbegriff" bezeichnet, der sowohl der Biologie als auch dem Kulturellen und Sozialen zugehörig zu betrachten sei und damit die Tür geöffnet, die Oppositionsstellung von "Kultur" und biologisch gedachtem "Trieb" zu verlassen. Eine ähnliche Offnung des Kulturbegriffs hat er vorbereitet, aber selbst nicht mehr vollbracht; Kultur ist ein Begriff in seiner Theorie geblieben, die triebeinschränkend wirke, von den meisten als auferlegte Last empfunden werde, weshalb sie in Zeiten von Not und Bedrängnis rasch aufgegeben werde und so das triebhafte Element wieder „hervorbrechen" könne. Deshalb habe es der Mensch als "Prothesengott" erreicht, die Mittel zu schaffen, um sich bis auf den letten Mann ausrotten zu kohnen, wie Freud 1930, das Entsetzen ahnend, vorankündigte. Kultur, so hat sich eingebürgert, ist ein „dünner Firniß"

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