„Der Mensch is sich selbst überdrüssig geworden“ : eine objektiv-hermeneutische Fallanalyse zum Mensch-Natur-Verhältnis in der Klimakrise
Die vorliegende Arbeit ist eine exemplarische objektiv-hermeneutische Analyse des Mensch-Natur-Verhältnisses im Angesicht der Klimakrise. Sie ist zugleich ein Beitrag zum Verständnis der Psychodynamik der Bauernproteste im Dezember 2023 und im Januar 2024. Theoretisch schließt die Arbeit an die Befunde psychoanalytischer Arbeiten zur Abwehr der Klimakrise (Habibi-Kohlen, 2021; Bauriedl-Schmidt et al., 2023a), sowie an psychoanalytische und kritisch-theoretische Arbeiten (Kirchhoff, 2009; von Redecker, 2020; Adorno & Horkheimer, 2022) zum Mensch-Natur-Verhältnis an. Der erste Hauptteil der Arbeit entwickelt unter Rekurs auf die psychoanalytische Subjekttheorie, die kritisch-theoretische Kritik instrumenteller Vernunft sowie Heinrichs Auseinandersetzung mit der Aufklärungsphilosophie (2007) ein Verständnis von Gesellschaftskritik, das die Aufgabe von Gesellschaftskritik darin sieht, ein Bewusstsein für die unbearbeiteten Konflikte des Natur- und Kulturwesens Mensch zu entwickeln und so dazu beizutragen, der „Gesellschaft ein Bewusstsein ihrer selbst zu geben“ (Heinrich, 1998). Der zweite Teil der Arbeit rekonstruiert objektiv-hermeneutisch die Fallstruktur eines Interviews mit einem Landwirt, der sich 2023 und 2024 an den Bauernprotesten beteiligt hat. Der Fall zeigt ein weitgehend verobjektiviertes Selbst- und Weltverhältnis mit leblos und schattenhaft wirkenden Objektrepräsentanzen, sowie ein latent suizidales, resignatives Verhältnis zur Zukunft. Der Außenwelt gegenüber dominieren Mechanismen projektiver Entwertung, Realitätsleugnung und eine Struktur des Ressentiments (Fleury, 2023). An die objektiv-hermeneutische Analyse anschließend diskutiert die Arbeit einen möglichen Zusammenhang mit pathologischem Narzismus. Über die objektiv-hermeneutische Analyse hinausgehend formuliert die Arbeit abschließend die These, dass der rekonstruierte Fall als Ausdrucksgestalt von pathologischem Narzissmus gelesen werden kann und die Leugnung der Bedeutsamkeit der Klimakrise damit zusammenhängend in der Verleugnung jeglicher Art von Abhängigkeit begründet ist.
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